Chronisch körperliche Krankheiten / Psychoonkologie

Chronische körperliche Krankheiten

Die Ergebnisse der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2012 zeigen, dass in der Schweiz ein Drittel der Bevölkerung an einem dauerhaften Gesundheitsproblem leidet (Bundesamt für Statistik,2013). 21%der Bevölkerung weisen starke körperliche Beschwerden auf, Frauen doppelt so oft wie Männer. Am häufigsten sind Rücken- und andere Schmerzen sowie allgemeine Schwäche und Schlafprobleme. Gemeint sind mit chronisch körperlichen Leiden in der Regel lang andauernde und progredient verlaufende körperliche Krankheiten wie Herz-Kreislauf- und rheumatische Erkrankungen, chronische Schmerzen, Krebs, Lungenerkrankungen, Diabetes, neurologische Erkrankungen und Allergien. Chronische Krankheiten gehen in der Regel mit einer Einschränkung der Funktionsfähigkeit einher.

Die psychosozialen Belastungen, die mit einer chronisch körperlichen Erkrankung einhergehen, sind vielfältig. Je nach Erkrankung stellen sich in Abhängigkeit von Beginn und Verlauf, dem Behandlungsaufwand, der Kontrollierbarkeit sowie Art und Schwere der Symptomatik andere Anforderungen.

Sie [die Krankheit] beeinträchtigt das Liebesleben; sie beeinträchtigt die Finanzen, den Freundeskreis, die Arbeit; sie beeinträchtigt die Qualität der ruhigen Zeit miteinander, wie entspannt man ist, alles! Es gibt nichts, was sie nicht beeinflusst. (Corbin und Strauss, 2010, S.23)

Die Wirksamkeit von psychologischen Interventionen als Begleitbehandlung zur somatischen Therapie ist vielfach nachgewiesen. Psychologie kann demnach zur Behandlung von chronisch körperlichen Erkrankungen wesentliche Beiträge leisten.

In der gemeinsamen psychologischen Arbeit lernen Patienten ihre Ressourcen kennen, finden Wege im Umgang mit Angst, Wut, Depression und Trauer und reflektieren Ihren Umgang mit Angehörigen, Kindern; ggfs. auch den Umgang am Arbeitsplatz. Hier geht es um die Themenbereiche „Coping“ (Krankheitsverarbeitung) und „Selbstwirksamkeit.

Ebenso wirksam ist psychologische Beratung in der Prävention von chronischen Krankheiten im Sinne einer Stärkung des Gesundheitsverhaltens. Beispiele dazu sind das Motivieren des Klienten zur Änderung von Risikoverhalten wie Rauchen oder ungeschütztem Geschlechtsverkehr, andererseits zu gesundheitsförderlichem Verhalten wie ausreichende Bewegung, angemessene Ernährung oder regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen.

Psychologische Arbeit ist auch im Bereich der Krankheitsbehandlung und im Umgang mit Krankheitsfolgen bedeutsam und deren Wirksamkeit nachgewiesen.

Dr. Albert Schweitzer sagte einmal: „Patienten tragen ihren eigenen Arzt in sich. Sie kommen zu uns und wissen nichts von dieser Wahrheit. Das Beste, was wir tun können, ist, dem inneren Helfer unserer Patienten die Chance zu geben, seine Arbeit zu tun.“

Psychologische Arbeit mit chronisch kranken Menschen ist keine Psychotherapie im engeren Sinne.

Die gemeinsame Arbeit unterscheidet sich in vielen Punkten.

  • Dauer der Behandlung
  • Konstrukt der Hilflosigkeit
  • Konzept des „Coping“
  • Einbezug von Angehörigen
  • Einbezug von Kindern
  • Leitmotive Angst/ Progredienzangst und Wut
  • Bearbeitung der Themen Trauer, Sterben und Tod

 

„ Nur wer den Ernst einer solchen Situation begreift, ohne in Panik zu verfallen, ist in der Lage, das Richtige zu tun. Wer, von Angst gelähmt, auf jede Selbststeuerung verzichtet und alle Verantwortung dem Arzt überlässt, ist schlecht beraten. Ziel sollte es sein, die Selbststeuerung und die im präfrontalen Cortex sitzenden Kräfte der Selbstheilung zu aktivieren.“ (Prof. Dr. med. Joachim Bauer in: Selbststeuerung – die Wiederentdeckung des freien Willens, Blessing Verlag, 2015)

Psychoonkologie 

Der Begriff „Krebs“ ist höchst angstbesetzt. Die Krankheit Krebs wird immer noch mit der Endlichkeit des menschlichen Lebens gleichgesetzt, mit der Möglichkeit des Sterbens an sich und damit auch mit dem Tod verknüpft.

Allein die Diagnose wirft bereits die meisten Menschen aus der Bahn. Die meisten meiner Patienten teilen ihr Leben auf in die Zeit vor und die Zeit nach der Diagnose. Nach der Diagnose ist nichts mehr wie es war.

Wir malen uns die schrecklichsten Szenarien aus, denn unserer Fantasie sind leider keine Grenzen gesetzt. Wie wir letztlich mit den Konsequenzen unserer Gedanken und Vorstellungen umgehen, ist stets eine individuelle Leistung.

Die Wege, sich mit einer solch bedrohlichen Erkrankung auseinanderzusetzen und sie zu bewältigen, sind höchst unterschiedlich.

Die einen führen zu großer Verzweiflung und schlechter Lebensqualität.

Die anderen führen zu innerem Frieden, zur Ruhe, zur Akzeptanz und sogar zu sehr guter Lebensqualität.

Dazwischen tut sich ein sehr breites Spektrum auf an mehr oder weniger hilflosen oder hilfreichen Bewältigungsversuchen.

Um genau diese individuellen Bewältigungsversuche geht es in der Psychoonkologie:

  • Wie können wir mit unserer Erkrankung umgehen
  • Können wir den Krankheitsverlauf beeinflussen
  • Wie ist der Umgang mit den oft sehr widersprüchlichen Gefühlen
  • Wie erleben es meine Angehörigen und wie kann man auch ihnen helfen
  • Wie gehe ich mit meinen Kindern um

 

Diesen und allen anderen Fragen wird in der psychoonkologischen Beratung nachgegangen. Die Lösungen sind dabei stets sehr individuell, nicht selten überraschend.

Psychologische Arbeit mit onkologischen Patienten ist keine Psychotherapie im engeren Sinne.

Die gemeinsame Arbeit unterscheidet sich in vielen Punkten.

  • Dauer der Behandlung
  • Konstrukt der Hilflosigkeit
  • Konzept des „Coping“
  • Einbezug von Angehörigen
  • Einbezug von Kindern
  • Leitmotive Angst/Progredienzangst und Wut
  • Bearbeitung der Themen Trauer, Sterben und Tod

 

„ Nur wer den Ernst einer solchen Situation begreift, ohne in Panik zu verfallen, ist in der Lage, das Richtige zu tun. Wer, von Angst gelähmt, auf jede Selbststeuerung verzichtet und alle Verantwortung dem Arzt überlässt, ist schlecht beraten. Ziel sollte es sein, die Selbststeuerung und die im präfrontalen Cortex sitzenden Kräfte der Selbstheilung zu aktivieren.“ (Prof. Dr. med. Joachim Bauer in: Selbststeuerung – die Wiederentdeckung des freien Willens, Blessing Verlag, 2015)

Ein – und zweitägige Workshops für Fachpersonen zum Themenbereich „Chronisch krank“ und „Psychoonkologie“ finden Sie unter Veranstaltungen.

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